Physik
Das war das Women's Weekend
Vom 6. - 8. September hat die Physik-Olympiade ein Wochenende für interessierte Schülerinnen veranstaltet. Das Programm: Challenges lösen, experimentieren, ein Labor besichtigen und natürlich viel Spass haben.
01.05.2020
Um Übungen fürs Studium zu bearbeiten, hört sich Aiyana oft nochmals die Podcasts ihrer Vorlesungen an. Diese standen für viele Kurse schon zur Verfügung, bevor der Präsenzunterricht an der Universität Zürich wegen des Coronavirus suspendiert wurde. (Bilder: Severin Nowacki)
Im Frühling 2017 stellen Lehrerinnen und Lehrer schweizweit ihren SchülerInnen eine Frage: „Wer möchte an der Geographie-Olympiade teilnehmen?“. Während Olympiaden in Mathematik, Biologie oder Physik schon seit vielen Jahren begeistern, ist die Geographie-Olympiade zu dieser Zeit noch recht unbekannt. So war das auch an der Kantonsschule Will, wo Aiyana Signer zur Schule ging. Sie war sofort begeistert, „denn verlieren kann man bei einem 20-minütigen Multiple Choice Test nichts“, und stellte sich der Herausforderung. Dass die vier besten der Schweiz für die internationale Olympiade nach Kanada reisen würden, war ihr zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst.
Ein paar Wochen später war klar, dass sie es unter die Top 20 geschafft hatte und somit immer noch im Rennen um ein Ticket nach Kanada war. Der Ehrgeiz wuchs, aber gleichzeitig stand sie im Herbst 2017 kurz vor dem Schweizer Final noch vor einer ganz anderen Herausforderung. Sie arbeitete an ihrer Maturaarbeit und die hatte höchste Priorität. Die Finalrunde liess sie sich trotzdem nicht entgehen und schaffte es - für sie ganz unerwartet - ins Schweizer Team.
Im Moment studiert sie Mathematik und Geographie an der Universität Zürich. Ihr Berufswunsch – Mathematik-Lehrerin – stand für sie schon lange fest. Die Suche nach dem Zweitfach war da schon schwieriger. Sie ist sprachgewandt, damit wären Spanisch oder Englisch denkbar gewesen. „Meine guten Englischkenntnisse haben mir bei der Olympiade sehr geholfen“, meint Aiyana, „Aber für meine berufliche Karriere kann ich mir weniger vorstellen, Englisch zu unterrichten.“ Rückblickend fällt es ihr wie Schuppen von den Augen. „Geographie fand ich eigentlich schon immer irgendwie interessant und das Lernen als Vorbereitung für die Olympiade hat mir sehr viel Spass gemacht“. Mittlerweile ist Geographie sogar ihr Hauptfach. Es ist besonders die Interdisziplinarität, die das Studium für Aiyana so abwechslungsreich und interessant macht. Ihre Vorliebe für analytisches Denken zeigt sich in Ihren Lieblingsdisziplinen: Fernkundung und geographische Informationssysteme (GIS). Dort kann sie ihre logische Denkweise und technischen Fähigkeiten mit geographischen Themen verknüpfen. Auch ein Praktikum in dieser Branche kann sie sich vorstellen.
Aiyana ist eine engagierte, aufgeschlossene junge Frau, die gern Neues ausprobiert. Das versucht sie nun auch künftigen Studienanfängern zu vermitteln. Sie engagiert sich im „Buddyprogramm“ der Universität Zürich, das es SchülerInnen ermöglicht, einen Tag Uni-Luft zu schnuppern und in Vorlesungen zu sitzen. Sie selbst hat vor Beginn Ihres Studiums in Mathevorlesungen gesessen. „Mathematik an der Uni ist ganz anders als in der Schule.“ Daher kann ein Probetag helfen, falsche Erwartungen zu enttarnen.
Für SchülerInnen und zukünftige Studienanfänger hat sie noch ein paar wertvolle Tipps. „Traut euch raus aus der Komfortzone! Verlieren kann man nichts!“ Das gilt sowohl in Schule und Studium, als auch bei den Olympiaden. Auch wenn man sich selbst keine grossen Hoffnungen auf die nächste Olympiaden-Runde macht, bieten die Zwischenstationen tolle Erfahrungen. So ist eine Teilnahme immer der Beginn neuer Freundschaften. Seit der iGEO in Kanada steht Aiyana immer noch in Kontakt mit anderen Olympioniken, u.a. aus Belgien, Slowenien und Australien. Eine gemeinsame Urlaubsreise durch die Schweiz haben sie schon absolviert und die nächsten gemeinsamen Ferien sind in Planung. Ein konkretes Reiseziel in Europa haben sie allerdings noch nicht festgelegt. Vielleicht geht es vorher erst in die USA, andere Kollegen besuchen. Nur dort gibt es den besonderen braunen Zucker, den Aiyana für ihre weltbesten Chocolate-Chip-Cookies braucht.
Aiyana ist 20 Jahre alt und studiert Mathematik und Geographie an der Universität Zürich im vierten Semester. 2018 hat sie an der Geographie-Olympiade teilgenommen und es ins Nationalteam geschafft. Zusammen mit drei anderen Schweizer Jugendlichen ist sie zur iGEO nach Quebec, Kanada, gereist.
Zur Autorin: Juliane Krenz ist Vorstandsmitglied der Geographie-Olympiade und Wissenschaftlerin am Department für Umweltwissenschaften an der Universität Basel.