Teenager gewinnen Tickets nach Thailand mit Feldarbeit im Wohnquartier
Flüsse und Hauptstädte auswendig lernen? Darum geht es bei der Geographie-Olympiade nicht. Die 19 Jugendlichen, die am 9. November im Campus Muristalden am zehnten Finale der Schweizer Geographie-Olympiade teilnahmen, schrieben über Wirtschaftsgeographie, interpretierten Grafiken zu Meeresströmungen oder planten die autofreie Zukunft eines Berner Stadtteils. Vier von ihnen dürfen die Schweiz nächsten Sommer an der Internationalen Geographie-Olympiade vertreten:
Gold ging an (von link nach rechts): Julian Schatt, Alexia Schmid, Sorin Schmassmann, Elia Enea Hardegger. (Bild: Lara Gafner)
Am Nachmittag machten sich die Kandidat*innen für die dritte Prüfung des Tages auf den Weg ins nahegelegene Quartier Murifeld, wo in Zukunft ein sogenannter “Superblock” angedacht ist, eine ganz autofreie Zone. (Bild: Juliane Krenz)
Ausgestattet mit Karte und Klemmbrett spazierten die Gymnasiast*innen in der strahlenden Herbstsonne durch den Stadtteil. (Bild: Juliane Krenz)
Silber ging an (von links nach rechts): Florian Egli, Florian Bürzle, Linus Ruckstuhl, Julian Lustenberger, Eva Mattiello, Maxime Rohrbach. (Bild: Lara Gafner)
Nach der Feldarbeit gab es eine Führung zur Berner Stadtentwicklung mit Alfons Ritler von der Kantonsschule Solothurn... (Bild: Lara Gafner)
..., während im Campus Muristalden die Korrekturen auf Hochtouren liefen. (Bild: Juliane Krenz)
Bronze ging an (von links nach rechts): Alessandro Staunovo, Lorin Kuhn, Loris Hofer, Lea Huber, Lia Werren, Mattia Merkt, Melanie Häfliger, Elias Mätzler, Till Leumann, Lia Werren
(Bild: Lara Gafner)
Am Vormittag schrieben die Finalist*innen während eineinhalb Stunden eine schriftliche Prüfung, gefolgt von einem 30-minütigen Multimediatest. (Bild: Juliane Krenz)
Der Austausch mit anderen, die ähnliche Interessen teilen, ist ein wichtiger Aspekt der Geographie-Olympiade. (Bild: Juliane Krenz)
Die Finalistinnen und Finalisten. (Bild: Lara Gafner)
Alexia Schmid, Gymnasium Bäumlihof (BS)
Sorin Schmassmann, Gymnasium Kirchenfeld (BE)
Julian Schatt, ehem. Kantonsschule Seetal (LU)
Elia Enea Hardegger, Gymnasium Neufeld (BE)
Sie gingen mit Goldmedaillen und einer Einladung an die iGeo in Bangkok nach Hause. Ausserdem wurden sechs Silber- und neun Bronzemedaillen verliehen (siehe Rangliste).
Ein Tag, drei Prüfungen
Ein Gipfeli, eine Begrüssung durch den Rektor des Campus Muristalden - und schon ging es zur Sache. Am Vormittag schrieben die Finalist*innen während eineinhalb Stunden eine schriftliche Prüfung, gefolgt von einem 30-minütigen Multimediatest mit Diagrammen über den Klimawandel oder auch Fotos von Steinformationen. “Ich musste ein bisschen raten, einiges konnte ich aber auch herleiten”, sagt Alexia, die insgesamt den ersten Platz belegte und das beste Resultat in der schriftlichen Prüfung erreichte - mit 36.5 von 50 Punkten. Sorin schnitt im Multimediatest am besten ab. Aller guten Dinge sind drei: Der Berner war auch schon 2022 und 2023 am Start, damals noch ohne Goldmedaille.
Bergsommer im Schweizerischen Nationalpark
“Wir wollen eigentlich nicht Wissen prüfen, sondern schauen, ob die Leute in der Disziplin beweglich sind”, erklärt Michael Jänichen, Geographielehrer und Präsident der Olympiade. Die Prüfungen des Schweizer Finale orientieren sich inhaltlich an den Richtlinien der Internationalen Geographie-Olympiade, wo fünfzehn Themenfelder und Fähigkeiten vorkommen können, von Landschaftsformen über Tourismus bis hin zu Kartographie. Zur Vorbereitung diente den Finalist*innen ein Sommerlager im Nationalpark in Zernez, das von der Geoinformationsfirma ESRI organisiert wurde. Dort konnten sie sich während Wanderungen und Quizzes kennenlernen. “Eine tolle Woche, sehr interessant und lehrreich”, meint Silbermedaillist Linus.
Am Nachmittag machten sich die Kandidat*innen für die dritte Prüfung des Tages auf den Weg ins nahegelegene Quartier Murifeld, wo in Zukunft ein sogenannter “Superblock” angedacht ist, eine ganz autofreie Zone. Ausgestattet mit Karte und Klemmbrett spazierten die Gymnasiast*innen in der strahlenden Herbstsonne durch den Stadtteil. Ihre Mission: bestehende und zukünftige Verkehrsberuhigungsmassnahmen sowie die Auswirkungen eines eventuellen “Superblocks” analysieren. Die Aufgaben waren so konzipiert, dass die fünf Berner*innen am Finale keinen Heimvorteil hatten. Die beste Feldarbeit lieferte der Liechtensteiner Florian Bürzle ab, der eine Silbermedaille gewann. Nach der Feldarbeit gab es eine Führung zur Berner Stadtentwicklung mit Alfons Ritler von der Kantonsschule Solothurn, während im Campus Muristalden die Korrekturen auf Hochtouren liefen.
Im Videointerview: Alexia Schmid, Linus Ruckstuhl, Michael Jänichen
Top 4 von 2200
Am Abend war es dann soweit: Die Rangverkündigung! Für den Bronzemedaillisten Mattia hat es nicht nach Bangkok gereicht, doch wie er sagt: “Ohne grosse Vorbereitung in den Top 20 der Schweiz - das ist nicht schlecht!” Um überhaupt ins Sommerlager und ans Finale eingeladen zu werden, mussten die Jugendlichen es nämlich erstmal unter die besten 20 von rund 2200 Teilnehmenden der ersten Runde schaffen. Die Top 4 reisen im Sommer 2025 nach Thailand. “Ich habe immer gesagt: Wenn ich Geld bekommen würde fürs Lernen, würde ich es machen - und das ist hier mehr oder weniger so!”, scherzt Elia. Doch die iGeo ist natürlich mehr als eine Ferienreise. So stehen der Schweizer Delegation verschiedene Vorbereitungen bevor, beispielsweise für den Posterwettbewerb. Die Delegation 2024 wurde für ihre Recherche über das Bündner Bergdorf Brienz mit einem Preis ausgezeichnet.
Die Wissenschafts-Olympiade fördert Jugendliche, weckt wissenschaftliche Begabungen und Kreativität und beweist: Wissenschaft ist spannend. Zehn Olympiaden finden jedes Jahr statt: Workshops, Lager, Prüfungen sowie Wettbewerbe für 9'000 Talente in Biologie, Chemie, Geographie, Informatik, Linguistik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik und Wirtschaft. Die Organisatoren sind junge Forschende, Studierende oder Lehrpersonen, die freiwillig viele Stunden und Herzblut in das nationale Programm investieren.
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