Michael Jänichen, Präsident von SwissGeOlymp und Lehrperson für Geografie erzählt, weshalb er sich ehrenamtlich und mit Passion für die Geografie-Olympiade engagiert. Und warum ihm die Karte besonders am Herzen liegt.
"Das schönste geografische Werkzeug ist die Karte", meint Jänichen, Initiant der Schweizer Geografie-Olympiade. Bild: Michael Jänichen
"Das schönste geografische Werkzeug ist die Karte", meint Jänichen, Initiant der Schweizer Geografie-Olympiade. Bild: Michael Jänichen
Die Internationale Biologie-Olympiade, die 2013 in Bern stattfand, hat bei mir gezündet: Als ich Gruppen aus Ungarn, Bolivien und Japan zusammen im Tram durch die Stadt fahren sah, war ich begeistert von dieser Gelegenheit für Jugendliche, an einer Wissenschafts-Olympiade teilzunehmen. Schon vorher hatte ich am 101. Geburtstag des Vereins Schweizer Geografielehrpersonen den Aufruf gehört, dass das Bewusstsein für das Fach in der Öffentlichkeit gestärkt werden müsste. Obwohl die Geografie als einziges Fach den Raum ins Zentrum des Denkens stellt und somit von höchster tagespolitischer Bedeutung ist und obwohl es einen einzigartig transdisziplinären Charakter aufweist, geniesst die Geografie kaum Ansehen. Sie wird als Pöschtler-Fach missverstanden und als Soft-Wissenschaft belächelt.
Konsequenz davon sind nicht zuletzt geringere Stundendotationen in den Lektionentafeln, was u.a. dazu führt, dass im Unterricht viele gewichtige Fachthemen nur angeschnitten, statt notwendig vertieft werden können. Die grosse Resonanz in den Fachverbänden zeigt, dass diese potentiell öffentlichkeitswirksame Olympiade sehr begrüsst wird. Nun bleibt für mich nur noch zu hoffen, dass sich die Haltung der Öffentlichkeit gegenüber der Geografie tatsächlich verändern wird.
Bei alledem geht es aber nicht zuletzt um die Jugendlichen. Sie stellen die Bedeutung des Faches weniger in Frage, was nicht zuletzt wohl an der Konkretheit der Inhalte liegt. Fragen zur Zukunft des Klimas oder der Weltbevölkerung, Zweifel und Hoffnungen angesichts der Entwicklungen einer zunehmend globalisierten Welt, Sorgen um den globalen Ressourcenverbrauch und seine lokalen Auswirkungen, Überlegungen zu den Auswirkungen individueller Entscheidungen in Mobilität, Lebensanspruch und Konsum oder Lebensweisen anderer Kulturen sind den Jugendlichen nah. Sie bedingen aber eine differenzierte Auseinandersetzung mit den komplexen Gefügen der Welt.
Es macht Freude, mitzuerleben, wie die Jugendlichen ihr Bild der Welt schärfen und differenzieren – und gleichzeitig erkennen, dass die letzten Antworten oftmals noch errungen werden müssen. Das schönste geografische Werkzeug ist die Karte. Ob diese Karte mit GIS selbstgemacht ist, einem Atlas oder einer stufenlos zoombaren Internet-applikationen entstammt, ist dabei nebensächlich. Natürlich muss die bearbeitete Aufsicht mit Satellitenbildern ergänzt und Fotografien zum Einblick erweitert werden, damit tatsächlich ein genaues Abbild der Raumeinheiten entsteht. All das ist natürlich auch für den Erfolg an der Internationalen Geografie-Olympiade von grösster Bedeutung.